Zum Akkordeon
Definition des Akkordeons
Das Akkordeon
ist ein Handzuginstrument, bei dem der Ton durch
freischwingende, durchschlagende Zungen erzeugt wird,
indem Luft an ihnen vorbei fließt und dahinter verwirbelt. Es zählt
somit zu den selbstklingenden Unterbrechungs-Aerophonen.
Man zählt heute alle Handzuginstrumente, die auf der rechten Seite, dem
Diskant, die Tastatur in einer abgewinkelten Form angebracht haben, zu
den diversen Akkordeonarten. Diese Anordnung der Tastatur geht auf die
ersten Wiener oder die ersten französischen Instrumente zurück.
Prinzipiell würden aber auch alle anderen Sonderformen der
Handzuginstrumente dazu zählen, da alle Instrumente kaum wesentliche
Unterschiede in der Schallerzeugung aufweisen.
Es
gibt eine Reihe von regionalen, teilweise
umgangssprachlich-humoristischen Bezeichnungen für das Akkordeon
oder spezielle Bauformen, wie Handharmonika, Handklavier,
Ziehharmonika, Ziehorgel, Ziach, Diatonische,
Handorgel, Riemenorgel, Heimatluftkompressor,
Quetschkommode, Quetsch, Schweineorgel,
Zugin, Quetschebüggel, Quetschn, Zerrwanst,
Tretschrank, Schifferklavier, Maurerklavier
oder
auch einfach Harmonika.
Geschichte
des Akkordeons
Die Entwicklung der Harmonikainstrumente geht auf ein in
der Zeit um 2.700 v. Chr. unter der Herrschaft des legendären "Gelben
Kaisers", Hunag Ti in China entstandenes Instrument namens
"Sheng" (= chin. Mundorgel) zurück. Es ist überliefert, daß Hunag Ti
den Gelehrten Ling Lun zu den westlichen Bergregionen seines Reiches
sendete, damit er das Lied des Vogels Phoenix einfing. Ling kam mit dem
Sheng zurück, einem Instrument, das in seiner Form dem Phoenix
ähnelt. Er fing so die Musik für die Menschheit ein und tat den
ersten Schritt zur Entstehung des Akkordeons.
Das Prinzip der freischwingenden
Zunge verbindet die Sheng und das Akkordeon: die Zungen waren bei der
Sheng in 13 bis 24 Bambuspfeifen eingeschnitten, die in einer
Kürbisschale
steckten. Durch ein Mundstück blies der Spieler Luft in die
Kürbisschale und brachte so die Zungen in den Bambuspfeifen zum
Schwingen.
Andere Instrumente, die frei vibrierende Stimmzungen
benutzten, wurden von den alten Ägyptern und Griechen entwickelt und
wurden in vielen Religionen beschrieben.
Bereits um 1600 muss das Prinzip der durchschlagenden
Zunge in einigen
Teilen Europas bekannt gewesen sein. Die erste Erwähnung hierzu finden
wir bereits bei Michael Praetorius, einem der ersten bekannten
Musiktheoretiker, und eine erste Abbildung bei Marin Mersenne in seiner
Schrift "Harmonicarum Libri" von 1635. Etwa ab 1750 war dieses Prinzip
der Tonerzeugung dann allgemein in Europa bekannt, denn zu dieser Zeit
begann man mit den ersten Versuchen, Instrumente mit freischwingenden
Zungen zu bauen. Durch verschiedene Neuerungen angeregt, wurde in der
Zeit nach 1800 eine Vielzahl dieser Instrumente konstruiert. Die
ständige Weiterentwicklung führte u.a. zu drei heute weltweit
verbreiteten Instrumenten: Harmonium, Mundharmonika und
Akkordeon.
Im Jahre 1821 erfanden Häckel in Wien und 1822 Christian
Friedrich Buschmann (1775-1832) in Deutschland mundgeblasene
Instrumente aus der Familie der
Freistimmen-Balginstrumente. Buschmann fügte ein Jahr später Blasebälge
und eine Knopftastatur hinzu, um seine „Handaeoline" herzustellen, die
wahrscheinlich der erste klar erkennbare Vorfahre des modernen
Akkordeons ist.
Buschmann und sein Vater beschäftigten sich mit dem Bau
eines damals üblichen harmoniumartigen Instrumentes, das auf Saugluft
ansprach. Im Rahmen dieser Arbeiten entwickelten sie ein Gerät, mit dem
sie beobachten konnten, wie sich der Klang der Metallzungen beim Saugen
oder beim Blasen verhält. Aus diesen Ursprüngen entwickelte Friedrich
Buschmann die Instrumente weiter. Er baute Äolinen, kleine
Tasteninstrumente mit durchschlagenden Zungen, die er schließlich
"Physharmonika" nannte. Man geht heute davon aus, dass diese
Entwicklungen die Grundlage für die Entstehung von Mundharmonika und
Akkordeon bildeten.
In Wien erhielt am 23. Mai 1829 der Orgel- und
Klaviermacher Cyrill Demian ein Patent für ein Instrument, das er
"Accordion" genannt hatte.
Zitat aus der Patentanmeldung:
"Dieses Instrument hat die Gestalt eines kleinen
Kästchens mit einem Blasbalge. Die Bodenplatte ist mit 5 Tasten
versehen, von denen jede einen Akkord zum Ansprechen bringt. Die
vibrirenden Theile sind dünne Metallplättchen, welche ein Schnarrwerk
mit durchschlagenden Feder bilden".
Akkordeonwerkstatt Museum
Castelfidardo
Die ersten Akkordeons waren wechseltönig, jede Taste
hatte also 2 verschiedene Töne, die durch Aufziehen und Zudrücken des
Balges entstanden. Demian hatte sein Instrument "ACCORDION" genannt,
weil die Akkorde gleichzeitig mit den Melodietönen zum Erklingen kamen.
Später baute man eine Art "Schieber" ein, mit dessen Hilfe man die
Akkorde bewusst mitspielen oder weglassen konnte. Demian und seine
Söhne haben ein Instrument erfunden, das bereits alle Merkmale des
Akkordeons von heute in sich barg und das der Ursprung für jedliche
Weiterentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert gewesen ist. Demian stellte auch eine Sorte
von Akkordeons her die er "Handharmonika"
nannte.
Wheatstone
in England hatte 1829 seine "Concertina"
erfunden und entwickelte sie über die nächsten Jahrzehnte weiter, er
fügte ihr jedoch keine Klaviertastatur zu.
Von 1830 an stellten Charles Buffet in Belgien und
Fourneau und Busson in Frankreich ein Akkordeon her, das 10 bis 12
Oberstimmen und zwei Baßknöpfe hatte.
Matthäus Bauer zeigte 1854 das erste Accordion, das über eine
Pianotastatur verfügte. Er nannte es "Clavierharmonika". Erstmals wird
hier eine Trennung der Melodieseite und der Begleitung erwähnt. Die
rechte Hand spielt die Melodie und die linke Hand spielt den Bass.
1852 brachte der Klingenthaler Adolph Eduard Herold ein
Akkordeon mit in seine Heimat und bald wurde auch dieses Instrument in
Klingenthal gebaut. Schnell hatte man großen Erfolg und bereits im
Jahre 1860 baute man 214.500 Akkordeons! 1862 gab es 20 Fabriken mit
fast 350 Arbeitern. Die meist in Heimarbeit hergestellten Einzelteile
der Akkordeons wurden in den Fabriken zusammengesetzt.
1854 patentierte Leterne
in Paris ein Instrument mit einem zweiten Satz Stimmzungen, leicht
anders gestimmt als die erste. Es war das erste Musette
gestimmte Akkordeon.
Die industrielle Akkordeonherstellung begann in den
1860ern. Viele
der großen Markennamen sind noch heute wohlbekannt. Stahlbässe wurden
von Hohner 1857 in der Trossingener Fabrik eingeführt. Soprani folgte
1872 in Castelfidardo und Dallape 1876 in Stradella. Zum Anfang des 20.
Jahrhunderts war ein Baßsystem entwickelt worden, das Noten und Akkorde
in ähnlicher Weise wie der moderne Stradella Bass verwendete.
Das heute gebräuchliche Knopfgriff-System der
chromatischen Knopfakkordeons wurde 1950 erfunden.
Die Entwicklung des modernen Akkordeons setzte sich
fort, und bis heute werden ständig Verfeinerungen hinzugefügt. Dies
ermöglichte es, dass das Akkordeon nicht nur seinen Platz in der
Volksmusik verschiedenster Länder, sondern auch in der Kunstmusik
erobern konnte. Inzwischen ist das Akkordeon zumindest zeitweilig in so
gut wie jedem Musikgenre anzutreffen.
Mehr dazu bei den Quellen dieses
Textes:
Akkordeons
Weltweit und Wikipedia
Mein chromatisches Knopfgriff-Akkordeon (C-Griff) ist
ein Zero Sette B31 C 58 Converter T55 G aus
Castelfidardo / Italien mit herrlich satten warmen Bässen:
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